Besuch der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof
Bizarre Felsen in der Nähe, ein romantisches Tal, schöne bewaldete Hänge, der blaue Himmel an dem Tag, etwas Restschnee – ein winterliches Urlaubsgebiet, das ist das Gebiet allemal. Wenn man nicht vom Standort aus gesehen in die andere Wirklichkeit zurückgeholt würde: Das ehemalige Arbeits- und Vernichtungslager Struthof. Roter Granit, so hatte man uns mitgeteilt sei der Grund gewesen dieses Arbeitslager zu errichten. Das Material sollte Albert Speers Vorstellung der Schaffung der Reichshauptstadt Germania als Baumaterial dienen. Es kam zum Glück anders. Dennoch mussten ca. 22000 Menschen für diesen Wahn ihr Leben lassen. In diesem von Nazis geplanten und geleiteten Vernichtungslager. Weniger, aber für die Nachwelt noch gut erhaltenen Baracken, der Galgen, die Wachtürme und der sehr authentisch wirkende, da echte Eingangsbereich lassen nur erahnen wie menschenverachtend der Ablauf dieser Maschinerie vonstatten gegangen sein musste. Sehr würdevoll gestaltete der französische Staat den Gedenkstein, eine Art Kerze oder Flamme in Erinnerung an das Grauen, für das unsere Generation heute nichts kann. Aber verantwortlich sind wir für die Erinnerung, die eine gemeinsame ist.
Denn das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung.
Ein Kloster. Toll. Schon etliche gesehen. Und hier dieses? Ist das anders? Ja. Wieso? Woran liegt es, dass man sich nach Betreten des ersten Gebäudes mitgenommen fühlt? Wohin? Ja, es liegt einerseits an diesem sehr kundigen und gefühlvoll schildernden Fremdenführer aus der Region. Sein stimmungserzeugenden Schilderungen über das Leben dieser Frau und Nonne. Ihre überbordende Leidenschaft sich für andere einzusetzen. Ihre Überzeugungskraft, den Glauben nicht in Worte zu packen und dabei Gefahr zu laufen bigott zu werden. Nein, Überzeugungskraft geht mit Handeln einher. Überzeugt durch Taten. Das konnte sie wohl! Und auch dieser emotionalisierende Mann, dessen Worte uns alle von 16 bis 63 Jahren in Beschlag nahmen. Wir lauschten gebannt der nächsten Geschichte, die er über ihre Familie, über den Kaiser, der höchstwahrscheinlich den linken Arm ihres Skeletts der leitenden Äbtissin abfuggerte, um ihn nach Prag zu bringen und vieles Skurrile mehr. Geschichte, lebendig verpackt, interessant und einfühlsam interpretiert. Wir sagen danke an diesen Moderator und freuen uns auf unser nächstes Treffen mit einer anderen Gruppe dort im schönen Elsass!
Text: Achim Galenschowski